Disavow Links – Backlinks entwerten

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17.02.2012

Matt Cutts von Google hat gestern ein Video veröffentlicht, in dem ein neues „Powerfull tool“ (O-Ton) für die Webmastertools angekündigt wird: Disavow Links. Damit soll man künftig Backlinks zur eigenen Site verleugnen können bzw. diese entwerten. Damit setzt Google endlich eine Idee um, die Website Boosting vor zweieinhalb Jahren auf seinen Tisch gelegt hat.Zunächst: Um was geht es genau? Google stellt nun über die Webmastertools eine neue Funktion zur Verfügung die es erlauben soll, sich von unerwünschten Backlinks zu distanzieren – deren Wertung also praktisch abzustellen. Dazu kann man danneinzelne LInks angeben, ganze Domains oder auch ein Textfile mit unterschiedlichen Adressen hochladen. Bisher ist das Tool in Deutschland noch nicht über die Navigation zu erreichen, sondern nur über den Einsprung über den URL

www.google.com/webmasters/tools/disavow-links-main

Ich hab hier mal absichtlich keinen aktiven Link hinterlegt, weil die Usability noch etwas, „ähem“, seltsam ist. Man kann aktuell nur die Domainnamen auswählen, die in dem entsprechenden Webmastertool-Account angelegt sind. Der Button unten sagt eindeutig:
Links für ungültig erklären“ und es ist unklar, ob man die Funktion sofort durch einen Klick auslöst und damit die gesamten Links der Domain mit einem Klick entwertet. Oder ob man nur zur Verwaltung dieser Domain kommt und DANN erst Links entwerten kann. Ich trau mich jedenfalls nicht, auf diesen Button zu drücken. Gut, hinsichtlich der Usability von Seiten hat Google sich bisher bei neuen Diensten selten mit Ruhm bekleckert…

diavow-links.jpg

 

Was die Nutzung dieser neuen Funktion wirklich bringt, bleibt abzuwarten. Würde Google diese beantragten Entwertungen tatsächlich ohne Vorbehalt vornehmen, würde man Linkspammern das Leben wieder etwas leichter machen. Man müsste jetzt nämlich nicht mehr aufpassen, welche Linkpakete man kauft. Stellt sich heraus, dass schleche Links dabei sind, entwertet man sie einfach wieder? So einfach wird und sollte es sicherlich nicht sein. Man kann davon ausgehen, dass Google solche Meldungen mittrackt und ebenfalls auswertet. Alles andere wäre blanke Dummheit – und dafür ist Google mit Sicherheit nicht bekannt 😉

Ich habe übrigens zum Start von Website Boosting in der ersten Ausgabe in einem persönlichen Interview mit Matt Cutts genau diese Frage gestellt bzw. nach dieser Funktion gefragt. Da die erste Ausgabe schon lange vergriffen ist, hier noch mal den Auszug zum Nachlesen und weiter unten das Video von Matt Cutts, in dem er das neue Tool erklärt. Bing hat diese Funktion übrigens schon vor einigen Wochen freigeschalten.

Auszug Website Boosting Ausgabe 1 (05-06/10), Interview mit Matt Cutts:

Website Boosting: Gegen eine unerwünschte Linksetzung von Außenstehenden kann man sich als Webmaster schlecht wehren. Immer wieder wird diskutiert, ob das sog. „Google-Bowling“ wirklich funktioniert. Google sagt, eine Site kann nicht für eingehende Links bestraft werden, weil man sie nicht beeinflussen kann. Experten befürchten, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Tatsächlich fallen jeden Tag Seiten aus dem Index, weil verdächtige Linkmuster auftauchen. Werden solche schmutzigen Links von bösen Mitbewerbern gesetzt, kann das einer ehrlichen Domain also durchaus schaden. Was spräche dagegen, wenn Webmaster in den Webmaster-Tools die Möglichkeit erhalten würden, eingehende Links bei Bedarf gezielt zu „entwerten“? Dann wären Fremdmanipulationen von Mitbewerbern erfolglos. Wenn gegen die Richtlinien arbeitende Optimierer (Blackhats) ohne das Wissen eines Unternehmens unsaubere Links setzen, könnte man diese als Webmaster somit sehr gut kennzeichnen bzw. wieder „entfernen“.

Matt Cutts: Das ist eine wirklich interessante Frage! Es geht um den Vorwurf beim „Google-Bowling“ ja um die Annahme, dass Leute nach wie vor befürchten, jemand könne ihnen schaden, indem er bestimmte Verlinkungen auf deren Website setzt. Unsere Antwort auf diese Vorwürfe hat sich nicht geändert: Wir arbeiten nach wie vor sehr hart daran sicherzustellen, dass niemand eine Website durch Setzen eines Links darauf diskreditieren kann. Wir geben uns wirklich große Mühe. Darum gestatten wir es nicht, bestimmte Links als nicht anerkannt zu kennzeichnen (intern nennen wir das „disallow“), also zu sagen: „Ja, dieser Link soll nicht zählen.“ Und wenn dann ein Mitbewerber Spam-Links auf die Website platziert (oder man das vermutet), könnten Sie diese Links als nicht anerkannt kennzeichnen und sich absolut darauf verlassen, dass diese Links dann auch niemals zählen würden. Die Links hätten nichts mehr mit der Website zu tun. Generell finde ich den Vorschlag gut. Aber wie bereits vorhin gesagt: Wir stellen mit großem Aufwand sicher, dass niemand die Website eines Dritten diskreditieren kann, indem er Links darauf setzt. Und solange das gut funktioniert – und ich finde, dass wir wirklich gute Arbeit leisten – besteht gar keine Notwendigkeit für den Website-Besitzer, bestimmte Links als nicht anerkannt zu kennzeichnen. Und außerdem: Würden Sie alle Ihre Links durchgehen und sich bei jedem entscheiden, ob Sie für ihn bürgen können oder nicht? Da hätte man sicher ganz schön was zu tun, denn es können ja wirklich viele Links sein. In der Praxis müsste man wahrscheinlich beispielsweise eine vollständige Liste aller eingehenden Links herunterladen und dann kennzeichnen, welche einem nicht gefallen, welche nicht von einem selbst sind, welche man nicht kennt und damit gar nicht haben will – oder eben auch Links von Pornoseiten etc. Dann müsste man die Liste wieder hochladen.
Zu den bekannten Websites gibt es eine riesige Zahl von Links und wenn Sie die wirklich alle detailliert überprüfen wollten, kann das richtig lange dauern. Man müsste das sinnvollerweise mit einer Suchfunktion unterstützen oder sogar mit einer Schnittstelle, aber das wäre gar nicht so einfach. Würde man diese Unterstützung aber nicht anbieten, wäre die Zahl der ungefilterten Links oft wirklich sehr groß. Dies vorausgeschickt, möchte ich klarstellen, dass ich prinzipiell überhaupt nichts gegen ein solches Feature habe! Es ist eher eine Frage der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Dem Webmaster-Tools-Team war immer schon daran gelegen, neue, andersartige und wirklich sinnvolle Dinge zu entwickeln, zum Beispiel Malware-Details, die Ihnen genau sagen können, welche Teile oder Seiten Ihrer Website möglicherweise mit Malware [bösartige Software; Anm. d. Red.] infiziert sind. Oder auch Features wie „Fetch as Googlebot“. Das ist eine tolle Sache. Wenn eine Website zum Beispiel gehackt worden ist, können Sie sagen: „Googlebot, hole mir meine Seite und zeige mir direkt an, was du siehst.“ Wenn also ein Hacker auf Ihre Seite gelangt ist und er clever ist, zeigt Ihre Seite den modifizierten Content vielleicht nur dann, wenn Google zu Besuch kommt! Aber mit diesem Feature kann man nun solche gehackten Inhalte auch selbst identifizieren und finden. Im Vergleich zu solchen Features und vor allem angesichts der Tatsache, dass wir es Dritten so sehr schwer machen, Ihre Website zu diskreditieren, können wir mit unserer kostbaren Zeit oder unseren Engineering-Zyklen etwas Sinnvolleres tun.
Also, im Moment verfolgen wir die Idee nicht und haben sie aktuell auch nicht in Planung. Wenn diese Sache aber vielen Leuten Sorgen macht, denke ich, dass nichts dagegen spricht, eine solche Funktionalität als Feature anzubieten. Denn letztlich heißt das doch nur: Wenn Sie der Inhaber einer Website sind, haben Sie das Recht zu sagen, dass Sie wollen, dass bestimmte Links auf Ihre Website zum Beispiel für PageRank etc. nicht zählen. Dabei könnte es allerdings zu merkwürdigen Situationen kommen, wenn jemand beispielsweise sagt: „Dieser Link gefällt mir nicht“, und es handelt sich nicht um einen Spam-Link, sondern der Link enthält etwas Negatives, zum Beispiel eine boshafte Aussage über die Website. Vielleicht behauptet jemand, die Website sei betrügerisch. Es wird schon schwierig, wenn derartige Links als „nicht anerkannt“ gekennzeichnet werden können, weil es dann ja nicht mehr nur um die Abweisung von Spam-Links geht.“
Hier noch das aktuelle Video:

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Prinzipiell ist es natürlich eine gute Sache, sich „Altschulden“ entledigen zu können. Matt Cutts sagt allerdings in dem Video auch, dass dieses Tool nur sehr wenige nutzen sollten, weil es „Powerfull“ ist, spriich, wer sich nicht auskennt, sollte die Finger davon lassen. Das heißt umgedreht: Lieber Accountinhaber, wir wissen jetzt, dass Du richtig Ahnung von SEO hast und offenbar SEO betreibst oder machen lässt. Das ist ja nicht verwerflich – aber trotzden ein deutliches Signal an Google, das verbunden mit den Erkenntnissen aus dem letzten SEO-Patent (siehe nächste Website Boosting) schon ein deutliches Profil eines Nutzers zeichnet.

Was meint Ihr? Ist das neue Tool eher nützlich oder kann es auch gefährllch werden?